Ich habe in meinem letzten Blog über den achtgliedrigen Pfad des Yoga gesprochen. Bei den Yamas handelt es sich um den ersten Teil der Ethik des Yoga (nebst den Niyamas). Sie sind Teil des Pfades, der uns helfen soll, grösseren geistigen Frieden zu erreichen. Es sind Vorschläge oder auch Ratschläge die die Grundlage bilden, um uns neu zu entdecken und dabei auch festzustellen, was unser Handeln auf wie auch neben der Matte für Folgen hat.
Die Yamas sind in fünf Teilschritte unterteilt und erklären uns Grundsätze wie wir uns gegen aussen, gegenüber anderen Menschen und auch Lebewesen verhalten sollen:
Ahimsa: Gewaltfreiheit oder auch behutsamer Umgang
Satya: wahrhaftig und authentisch sein
Asteya: zufrieden sein mit dem was man hat
Brahmacharya: Leben im Einklang
Aparigraha: nicht mehr behalten als man braucht
Ahimsa
Ahimsa wird mit Gewaltfreiheit oder auch behutsamer Umgang mit anderen Menschen und Lebewesen übersetzt. Es soll ein erster Schritt sein, auf dem gesamten Pfad zu mehr Frieden. Es soll uns aber auch den Spiegel vorhalten, wie wir uns gegenüber uns selbst verhalten. Wenn du nie gelernt hast mit dir selbst behutsam umzugehen und auf dich achtzugeben, wie soll dir das mit deinen Mitmenschen gelingen? Vielleicht beginnt es auf der Matte, wo du unbedingt eine Position z.B. einen Spagat einnehmen willst und es funktioniert einfach nicht. Wie gehst du in diesem Moment mit dir um? Kannst du einen Schritt zurücktreten und dir liebevoll gegenüberstehen und sagen, es ist ok, wenn du das nicht oder noch nicht kannst? Oder nimmst du es auch neben die Matte in den Alltag und zwängst alles durch, auch wenn du dich oder auch andere mit Verhalten verletzt? Ahimsa soll uns zeigen, dass wir gegenüber anderen Menschen und Lebewesen behutsam umgehen sollen, dies aber bei uns selbst beginnt.
Satya
Satya bezieht sich auf das wahrhaftig und authentisch werden. Häufig wird es auch mit nicht lügen übersetzt. Es braucht einen gewissen Mut wahrhaftig zu leben. Wir müssen uns dabei unseren eigenen Stärken und Schwächen stellen. Wenn uns dies gelingt und wir keinen Schein mehr wahren müssen, leben wir unser authentischstes Leben. Vielleicht passt das nicht allen in den Kram, aber wenn wir Satya auf Ahimsa aufbauen, also authentisch sind und dies auch auf eine behutsame Weise ausleben, können wir mit anderen Menschen in Verbindung treten und ein gegenseitiges Vertrauen schaffen.
Asteya
Asteya kann mit nicht-stehlen übersetzt werden. Es ist aber vor allem auf die mentale Ebene auszulegen. Dabei hat man selbst nie genug, sieht nur dass es andere immer besser haben und möchte das gerne für sich selbst. Grundlage bildet häufig ein Gefühl der Unsicherheit. Man ist nicht gut genug und möchte sich mit anderem, seien dies Gegenstände oder auch immaterielle Werte, vervollständigen. Wenn wir uns in unserer Yoga-Praxis durch die Bewegung und die Atmung in uns selbst finden, können wir auch an diesen Gefühlen arbeiten, diese liebevoll anerkennen und uns auf das jetzt konzentrieren. Was habe ich jetzt und wie dankbar bin ich dafür.
Brahmacharya
Brahmacharya wird mit Enthaltsamkeit übersetzt, wobei oft die sexuelle Enthaltsamkeit verstanden wird. Dieses Yama darf viel breiter verstanden werden. Es soll auch als eine Zurückhaltung verstanden werden. In der heutigen Zeit vielleicht sogar als ein Leben mit einem kleinen ökologischen Fussabdruck. Wir sollen dabei unsere Energie sehr bewusst einsetzen im Wissen was wir von der eingesetzten Energie zurückerhalten.
Aparigraha
Aparigraha kann mit nicht-horten übersetzt werden. Vielfach wird, wenn wir dem Reiz etwas Neues anzuschaffen, etwas Neues zu besitzen nachgeben, unmittelbar ein neuer Wunsch entstehen, der wiederum befriedigt werden soll. Das Yoga-Sutra versucht uns hier die Hilfsmittel zu geben unser Verlangen zu kontrollieren und damit innere Ruhe und mentalen Frieden zu finden.
Ich finde es sehr spannend sich auch mit der alten yogischen Philosophie auseinanderzusetzen. Wenn wir diese fünf Yamas anschauen, so denke ich, kann jede*r den einen oder anderen Punkt auch für sich herausnehmen. Wir möchten schlussendlich wohl alle eine Welt, in welcher wir mit allen Lebewesen einen liebevollen Umgang pflegen. Da die Veränderung bei uns selbst die einfachste ist, fangen wir wohl am besten bei uns selbst an und nicht bei allen anderen.
Herzlich Fabienne
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